Es ist ja auch schwer: Oft wird man von der Notwendigkeit, plötzlich Englisch sprechen zu müssen, kalt erwischt. Wörter und Strukturen sind erst mal irgendwie weg. Hand aufs Herz – haben Sie schon mal gesagt: I work here since five years? Wir hören dergleichen in allzu vielen Einstufungsgesprächen auch von erfahrenen Sprechern, die es besser wissen müssten (und nach einer Aufwärmphase auch besser wissen).
Warum kommt so ein superdeutscher Super-Doppelfehler zustande? Weil die Sprecherin in diesem Augenblick noch auf Deutsch denkt und der Sprechapparat auch noch auf deutsche Laute geeicht ist: Und da liegt das Wörtchen since (dem ein Zeitpunkt folgen muss) näher an seit als das notwendige for zur Bezeichnung einer Zeitspanne. Eine solche Zeitspanne, die bis in die Gegenwart hineinreicht, wird auf Deutsch meist durch die einfache Gegenwart ausgedrückt. Ich arbeite hier (jetzt schon) seit fünf Jahren – und schon ist’s passiert.
Die deutsche Struktur hat sich durchgesetzt, die den Gedanken der Dauer, sofern erforderlich, lexikalisch mit Wörtchen wie jetzt und schon ausdrückt – und nicht durch die Zeitform des Verbs. Ich warte jetzt schon seit einer Stunde ist ein genervter Ausruf. Aber die englische einfache Gegenwart kann diese Idee so nicht ausdrücken. Stattdessen ruft der genervte Brite oder Ami: I have been waiting for an hour! Er/sie kann dann Wörter wie already oder now hinzufügen, muss es aber nicht. Denn die Idee der unabgeschlossenen Dauer von der Vergangenheit bis jetzt und darüber hinaus (ich warte ja immer noch!) liegt in der gewählten Zeitform selbst.
Also: I have been working here for five years! – ich arbeite ja immer noch hier. (In Grammatikbüchern heißt diese Form “Present perfect continuous oder progressive“, falls das jemand nachschlagen will.) Diese Form hat das Deutsche nicht, den Unterschied zwischen since und for gibt’s nicht, daher die Fehler.
Aber warum nerven die so? Versetzen wir uns mal in die Lage eines Muttersprachlers. Wenn ein Deutsch radebrechender Bekannter Ihnen sagt Ich gehen gestern in die Kino, reimt sich ihr innerer Sprachcomputer zwar alles richtig zusammen. Sie antworten nicht Hä?, sondern Ach, welchen Film haben Sie denn angeschaut? Aber die Sache ist anstrengend. Sie bekommen das Signal, dass die Unterhaltung vermutlich schwierig wird.
Genau diesen Eindruck wollen Sie aber am Anfang eines Gespräches unbedingt vermeiden. „Mit mir kann man gut reden“ sollte die Botschaft der ersten Minute sein. Da hilft es dann, wenn man sich Wendungen wie „I have been working here for five years“ einfach vorher zurechtlegt. Ein Fehler pro Satz ist noch kein Unglück – Muttersprachlergehirne sind fehlertolerant. Aber zwei in sechs Wörtern? Da lohnt sich dann das Auswendiglernen.