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Kategorie: Wortschatz

Mir fehlen die (englischen) Worte! Teil 2 – „Echt?“

Was fehlt Ihnen denn, um besser Englisch zu sprechen? – Mein Wortschatz ist zu klein. – Zum Beispiel? – Ich fang an, ein Buch zu lesen, und dann muss ich auf der ersten Seite zehn Wörter nachschlagen, und dann habe ich keine Lust mehr.
Kommt Ihnen bekannt vor? Uns auch. Mit dieser Methode erweitern Sie ihren Wortschatz natürlich nicht. Also hier ein paar Tipps für eine entspannte fremdsprachige Urlaubslektüre:
  1. Bevorzugen Sie Texte, die von etwas handeln, mit dem Sie sich auskennen. Hobbies, Interessen, Beruf oder Berufung. Sollen es Romane sein, lesen Sie die, die Sie schon in ihrer Muttersprache gemocht haben oder von deren Autor Sie schon Werke kennen. Jedes Lernen ist eigentlich Wieder-Erkennen, hat Plato so schön gesagt. Und es liest sich leichter, wenn Sie schon wissen, was in einem Text überhaupt drinstehen kann und was nicht.
  2. Das Lexikon ist ihr natürlicher Feind. Ein nachgeschlagenes Wort ist ein gelöstes Problem, das Sie sofort wieder vergessen, weil Sie Speicherplatz für ungelöste Probleme brauchen. Wenn Sie also garantieren wollen, dass Sie sich ein Wort NICHT merken, benutzen Sie ein zweisprachiges Lexikon.
  3. Wenn Sie über ein unbekanntes Wort stolpern, ist die beste Methode, es erst mal zu ignorieren. Wenn das Wort wichtig ist, wird es ein Text, der etwas taugt, im Verlauf schon erklären. Wenn Hagrid mit dem kleinen Harry Potter einen „wand“ kaufen geht (hä? Nie gehört! Was soll das sein?), klärt Sie die Handlung schnell darüber auf, dass es sich um einen Zauberstab handelt. Sollte das Wort nicht mehr auftauchen, war es unwichtig. Warum sollten Sie versuchen, sich unwichtige Wörter zu merken?
  4. Man kann erstaunlich viele Wörter grob erraten. Wenn Sie über Kate und William lesen, dass „they attend countless functions“, merken Sie schnell, dass es sich kaum um Kurvendiskussionen handelt, sondern um das, was Royals so machen: Sie wohnen offiziellen Anlässen bei. „Irgendwas, was Royals halt so machen“ ist übrigens schon ein völlig hinreichender Näherungswert, der Ihnen das Weiterlesen ermöglicht.
  5. Nur wenn die Methoden „Ignorieren“, „Raten“ und „Vermutbaren Oberbegriff Einsetzen“ scheitern, UND Sie gleichzeitig das Gefühl haben, ohne dieses Wort überhaupt nichts mehr zu kapieren, dann, ja dann – schlagen Sie’s nach. Ihr Gehirn wird es unter „Schlüsselbegriff“ abspeichern. Schlüsselbegriffe merken wir uns recht leicht.
Schließlich noch ein wichtiger Tipp. Wenn der Text keinen Spaß macht, geben Sie ihn einfach auf. Sie sind nicht in der Schule und Sie haben keine Hausaufgaben auf. Wie heißt es so schön? Wenn Sie ein Problem haben, das Sie nicht lösen können, suchen Sie sich einfach ein anderes! Wir wünschen Ihnen einen problemfreien, anregenden und entspannten Lesesommer!

„Mir fehlen die (englischen) Worte! Teil 1 “ – „Really?“

Was fehlt Ihnen denn, um besser Englisch zu sprechen? – Mein Wortschatz ist zu klein. – Zum Beispiel? – Ich sitz in einem Meeting und will was sagen, und dann fällt mir ein Wort nicht ein, das ich brauche, und dann geht das Gespräch weiter, und ich sag gar nix mehr.
Kommt Ihnen bekannt vor? – Sicher, ein großes aktives Vokabular ist immer gut. Aber auch in der Muttersprache fallen uns oft Wörter nicht ein, ohne dass es uns deshalb die Sprache verschlägt. Was tun wir dann? Methode 1: Blickkontakt mit dem Gesprächspartner, kurze Pause, ein Lächeln: … you know (what I mean) … the … Ihr Gesprächspartner wird glücklich sein, Ihnen das fehlende Wort zu liefern. Das Gespräch geht weiter, und gleichzeitig haben Sie die Kommunikationsbeziehung zu Ihrem Partner aktiviert. Der Stolperstein ist zum Sprungbrett geworden.
Methode 2: Nutzen Sie die „Superwörter“ thing und do: Lastenheft? Things (that) you need! Maßnahmen ergreifen? Do something! Einfüllstutzen? The thing where the oil goes in! Wenn Sie wollen, kombinieren Sie die zwei Methoden: This is an important … you know … thing… oder sogar thingy, was dem schönen deutschen „Dingens“ entspricht. Merken Sie sich einfach: Ding oder Sache = thing.
All das machen wir in unseren Muttersprachen automatisch, weshalb es uns gar nicht auffällt, wie oft uns auch da „die Worte fehlen.“ Was wollen Sie nun tun, um auch auf Englisch so flexibel zu werden? Aktivierendes Training schadet nie. Und wie sie darüber hinaus Ihren aktiven Wortschatz erweitern, das schauen wir uns ein andermal an.

„Wer die Wahl hat, hat die Qual“

„Wählen“ auf Britisch, oder: Wortschatz und Geschichte.
In Großbritannien stehen Wahlen an, und wer da auf Englisch mitreden will, sollte ein paar Feinheiten des Vokabulars beachten. Was den Wortschatz betrifft, ist Wählen auf Deutsch nämlich eine langweilige Angelegenheit: Bei einer Bundestagswahl gehen Wähler und Wählerinnen in ihrem Wahlkreis ins Wahllokal, nehmen einen Wahlzettel, gehen in die Wahlkabine, geben durch Ankreuzen ihre Stimme ab und werfen den Wahlzettel in die Wahlurne.
In Großbritannien entspricht der Bundestagswahl die „General Election“; die Wähler und Wählerinnen sind „voters“. Der Wahlkreis nennt sich „constituency“. In jedem gibt es „polling stations“, mit „polling booths“, in denen die „voters“ mit Hilfe von „ballot paper“ (Wahlzettel) und „ballot box“ (Wahlurne) ihre Stimme abgeben: „They cast their votes“. Sind sie dann mit dem Ergebnis unzufrieden, bleibt nur der Stoßseufzer „die hab ich nicht gewählt:“ – „I didn´t vote for them“.
Wo also das Deutsche mit drei Wörtern eines Wortstammes auskommt (Wahl, Wähler, wählen), benötigt das Englische fünf Wörter aus fünf verschiedenen Stämmen: vote(r), election, constituency, polling, ballot.
Was lehrt uns das, außer dass wir fürs Englische (von wegen einfache Sprache!) manchmal ziemlich büffeln müssen? Vielleicht dies: Der Wortschatz jeder Sprache ist ein großer und detaillierter Speicher historisch- gesellschaftlicher Entwicklungen. Und so könnte das deutsche Wahlvokabular den Sachverhalt abbilden, dass seine Terminologie systematisch aus dem Begriff der freien Wahl entwickelt wurde, bevor wir kraft einer Verfassung auf einmal in den Genuss der Sache selbst kamen.
In Großbritannien hingegen, das gar keine geschriebene Verfassung besitzt, die die Dinge endgültig regelt, hat sich das Verfahren freier Wahlen – wie das gesamte politische System – über Jahrhunderte politisch-gesellschaftlicher Auseinandersetzungen samt Bürgerkrieg und dynastischer Verwerfungen aller Art langsam herausgebildet. Die Wörter kamen zu verschiedenen Zeiten aus verschiedenen Quellen mit den Sachen selbst.
Deshalb macht die Terminologie heute diesen gleichsam provisorisch zusammengebastelten Eindruck. Ob das Vokabular einer Sprache und seine Geschichte nun Rückschlüsse auf die Mentalität der jeweiligen Sprecher erlaubt – der deutschen wie der englischen – das sei erst einmal dahingestellt. Wir werden weitere Beispiele sammeln.

„Blau“ ist nicht gleich „blue“…

Welchen Teil des sichtbaren Spektrums Farbwörter bezeichnen, wechselt von Sprache zu Sprache. Gälisch z.B. bezeichnet mit dem Wort „glas“ grau und grün. Welche sonstigen Bedeutungen Farbwörtern beigelegt werden, wechselt von Kultur zu Kultur. Wer im Deutschen „blau“ ist, ist betrunken, wer „blau“ macht, nimmt sich einen Tag frei, und wer ein „blaues“ Wunder erlebt, ist sehr unangenehm überrascht. Ein Amerikaner „feels blue“, wenn er deprimiert ist, nicht betrunken. Ein Brite, der ein „blue movie“ anschaut, guckt einen Pornofilm – natürlich nur „once in a blue moon“, also sehr, sehr selten. Wo solche Ausdrücke herkommen, ist oft nicht ganz klar. Erklärungsversuche sind oft sehr phantasievoll, aber schwer zu belegen.
Hier sind ein paar:
Wer blau machte, war ursprünglich ein Färber, der die Pflanze Färberwaid zum blau färben benutzte, unter Zugabe von Pferdeurin beispielsweise, und der dann die entsprechenden chemischen Reaktionen abwarten musste. An dem Tag hatte er also nichts mehr zu tun (klingt alles logisch, oder?) und konnte sich betrinken, bis sein Tuch – und er – blau waren. (Hier wird die Phantasie schon ziemlich gefordert.) Übermäßiger Alkoholgenuss führt zu Sauerstoffmangel im Blut und entsprechend bläulich-blässlicher Gesichtsfarbe – wie beim englischen „until you’re blue in the face“, bis zur völligen Erschöpfung. Wer’s glaubt? „Blau“ bedeutet nämlich auch verschwommen, unklar, trügerisch, wie im „blauen“ Dunst, den man jemandem vormacht – und das kann (wen wundert’s?) mit dem „blauen“ Wunder zusammenhängen, wenn nicht gar mit dem „blue moon“ des Englischen. Dessen Name stammt nämlich vielleicht gar nicht von der Farbe, sondern vom altenglischen Wort „belewe“ (betrügen). Er wäre also eigentlich ein „Trugmond“, ein seltener dreizehnter Vollmond im normalerweise zwölf-mondigen Jahreskreis, der die Berechnung des Osterdatums (erster Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond) tückisch/teuflisch erschwert. Der Teufel schickt auch die Depressionen, „the blue devils“ in der Sprache schwarzer Amerikaner des 19. Jahrhunderts, die deshalb den „Blues“ erfunden haben und den Jazz mit seinen „blue notes“, den etwa um einen Viertelton „falschen“ Noten…

Glücklich – happy, lucky, fortunate

Glück und Unglück, Glück gehabt, sein Glück machen, zum Glück! Glücklich, unglücklich, glücklos, glückhaft; glücklicherweise, unglücklicherweise; es ist geglückt!
Im Deutschen, scheint es, ist der eine Begriff Glück das Maß aller Dinge des Lebens. Das Englische braucht dafür etwas mehr Vokabeln.
Dass Glück und luck sprachgeschichtlich eng verwandt sind, sieht man leicht. Doch luck ist nur das Glück des Spielers. Wenn er Glück hat, if he is lucky, dankt er der Glücksgöttin, Lady Luck. Nach dem einen glücklichen Zufall, dem stroke of luck, ist er – happy!
Glück als Glücksgefühl ist nicht luck, das einem zufällt, sondern happiness, das frohe innere Empfinden, mit dem eigenen Schicksal in Einklang zu sein. Unglück als Gefühl ist unhappiness oder misery, ein Unglück als Ereignis ist je nach Schwere an accident, a tragedy oder, als kleines Missgeschick, a mishap.
Dieses seltene Substantiv zeigt, dass es einmal ein englisches Wort hap gegeben haben muss, das auch mit dem Geschick, dem Schicksal verbunden war, und von dem sich nicht nur das Wort happy ursprünglich herleitet, sondern auch das Verb happen. Der Sprachgebrauch bewahrt diesen Sinn. Den so nützlichen wie vulgären Spruch Shit happens übersetzt man vielleicht am besten mit dem Ausruf Pech! oder Schicksal! und resignierendem Achselzucken.
Über dem ganzen Menschenschicksal, nicht nur über dem einzelnen Glückszufall, waltet im alten Rom die Göttin Fortuna, die in einer englischen Redewendung erhalten ist: to catch fortune by the forelock, das Glück beim Schopfe packen. Fortune kann geradewegs Schicksal heißen (der fortune teller ist der schicksalskundige Wahrsager) oder die Güter bezeichnen, die Fortuna verteilt: to make a fortune, reich werden, sein Glück machen. Wem das Glück so lacht, der ist fortunate, und Ereignisse gelten als fortunate, wenn sie das Schicksal in die richtige Richtung lenken.
Lucky und fortunate sind also nicht ganz synonym. Glücklicherweise hatte ich meine Taschenlampe dabei kann heißen: Luckily I had my pocket torch with me. Durch einen glücklichen Zufall – ungeplant – hatte ich meine Taschenlampe dabei. Oder: Fortunately I had my pocket torch with me. Ich hatte ja (wie immer) eine Taschenlampe mit, und konnte so den Ereignissen eine glückliche Wendung geben.
Es ist also oft gar nicht leicht zu entscheiden, ob glücklich happy, lucky oder fortunate meint. Nicht jede Übersetzung glückt. Not every translation succeeds. Und dies hier ist nur eine grobe Orientierung. Mit Fragen, Zweifeln, Ergänzungen, Gegenbeispielen wenden Sie sich einfach an uns.